(Die Geschickte des Walzers nach der Erzählung von dem Buch „Herculane – arc peste timp-„ Vol 3. von Herrn Dorin Bălteanu -2017-)
Im Sommer der Jahres 1903 war der Kurort im Cerna Tal wie immer voll von Touristen und Touristinnen, die ihren Urlaub in den Luxushotels „im schönsten Heilbad des Kontinents“ wie es vom Kaiser Franz Joseph einmal genannt wurde, verbrachten.
Freuen mit langen Röcken und Puffärmeln, mit großen und bunten Hüten, mit Sonnenschirmen in der Hand, elegante Herren mit hohen Kragen, Hüten und Stock, spazierten durch den Park vor dem Casino und lauschten den Klängen der Blaskapelle, welche berühmte Stücke im Musikpavillon im Park spielte.
Modische Animation, musikalische Töne verbunden mit der spektakulären Berglandschaft, welche das Heilbad von den Seiten umschließt, Monumentalbauten, all dies bildeten eine wunderbare Atmosphäre für den Urlaub sowie eine unwiderstehliche Anziehung für die BesucherInnen der Heilbäder, die aus ganz Europa herfanden und somit Sorgen und Alltagsprobleme vergaßen.
Jahr für Jahr buchten um 10.000 UrlauberInnen ihre Hotels frühzeitig genug, um noch einen Platz im berühmten Kurort zu ergattern. Im Jahr 1896 betrug die Anzahl der BesucherInnen eine Rekordzahl von 11.036.
Am Abend war die Landschaft zauberhaft. Das Licht der elektrischen Stehlampen ging auf im Park, auf den Straßen, entlang der Eisenbrücke. Von so viel Licht , schien es, als ob die 24 Fenstern des Silbernen Saals und des Heilbadsalons Feuer fingen. Im Monat Juni leuchteten unzählige Leuchtwürmchen den Sternenhimmel auf. Und wenn der Mond seine Strahlen über die Kalksteinhänge des Domogled-gebirges ausbreitete und die bunte Touristenmenge majestätisch grüßte, schien die ganze Welt wie aus einem Märchenbuch ausgeschnitten. Die magische Atmosphäre wurde von den Klängen des Blaskapellenkonzerts im Musikpavillon harmonisch ergänzt und die Gäste im Kurort erlebten unvergessliche Momente.
Zwischen 21.00-23.00 Uhr fand das lustige Abendprogramm im Heilbadsalon statt, damit die Gäste aus Herkulesbad nicht von den Melancholie-männchen heimgesucht werden. Es wird getanzt, eine Feier für jedermann. Die Jugend belustigt sich im Tanz, die Älteren beobachten mit Freude.
Es ist Mittagszeit, im Juni 1903. Die Urlauber haben bereits ihre vom Kurortarzt empfohlenen Heilbäder gemacht und nachdem sie in einem der zahlreichen Restaurants im Ort zu Mittag gegessen haben, genießen sie ihre Siesta. Indem sie die reiche Auswahl an Erholungsangeboten nutzten, fanden manche der Touristen ihre Ruhe in ihren eigenen Hotelzimmern, andere tranken einen Kaffee im Gastgarten des Casinos und blätterten währenddessen die Tageszeitung durch, andere suchten die Leseräume der Bibliothek auf , wiederum andere spielten Pool (Billiard), Tennis oder Bowling. Im reich geschmückten Gebäude des Casinokomplexes, mit dem Kursalon und dem Silbernen Saal mit Glückspielen, befanden sich die meistens Erholungsangebote für die Kurortbesucher.
An diesem Junitag des Jahres 1903 machte der Komponist Jakob Pazeller eine Pause zwischen zwei Musiksitzungen, der Morgensitzung zwischen 10.00 und 12.00 Uhr und der Nachmittagssitzung zwischen 17.00 und 19.00 Uhr . er war der Leiter der Orchester des Infanterie- Regiments 33. Welches im Pavillon des Zentralparks (Gisella Park) musizierte. Er war nach Arad übersiedelt, um während der Sommerzeit die europäische Adelsgesellschaft, die gerade Urlaub machte, mit seiner Musik zu bezaubern. Bereit bei seiner Ankunft verliebte sich der junge 27 Jahre alte Offizier in dem pittoresken Urlaubsort. Von der Schönheit der Landschaft begeistert, hielt sich Jakob Pazeller in seiner Freizeit oft in der freien Natur auf, spazierte über die Wanderwege, die viele Sitzgelegenheiten und kleine Pavillons versteckten. So wurde das Heilbad Herkulesbad zum Lieblingsort von Jakob Pazeller. Hier vereinte er jedes Jahr während der sommerliche Urlaubszeit seine berufliche Pflicht als Offizier der kaiserlichen Armee mit der Freude über den Aufenthalt in einem der schönsten und modischsten Kurorte des Kontinents.
Am 27 September 1896 hatte er die Gelegenheit an einem besonderen Ereignis im Leben des Kurorts teilzunehmen: die Begegnung von Kaiser Franz Joseph mit König Karol I. von Rumänien und König Alexander I. von Serbien den Anlass stellten die Zeremonien zur Eröffnung des Navigationskanals „Die Eisernen Tore“ auf der Donau dar, die im Kursalon von Herkulesbad stattfanden. Beim unvergesslichen Treffen der drei bedeutenden Souveränen hatte der junge Dirigent eine verantwortungsvolle Aufgabe. Er sollte die Adelsgäste bei ihrer Ankunft und während des Festmahls im Kursalon mit passenden ausgewählter Musik vergnügen. In Angesicht der Wichtigkeit des besonderen Events war dies eine Herausforderung für den jungen Offizier . Aber er meisterte den Abend mit großem Erfolg und wurde von den Souveränen viel gelobt. Kaiserin Elisabeth von Rumänien, welche unter Pseudonym Carmen Sylva Gedichte veröffentlichte, forderte ihn sogar auf, Musik für ihre Gedichte zu komponieren. So wurden zahlreiche Musikstücke geschrieben, welche der Kaiserin gewidmet waren.
Vielleicht erinnerte sich Jakob Pazeller eben an diesen schönen Ereignissen als er an diesem Junitag des Jahres 1903 seine Siesta machte und nach dem Mittagessen eine Tasse Kaffee im Gastgarten des Casinos genoss. Und, natürlich dachte er auch an die angenehme Begegnung mit Frau Aranka Hets Ödönné, die Ehefrau des Notars Hets Ödön, der Notar beim Ungarischem Kaiserlichen Gerichtshof war. Diese hatte Pazeller im Sommer des Jahres 1902 kennengelernt und blieb mit ihr in einer engen Freundschaft verbunden.
Von diesen Erinnerungen verführt, stand der Komponist vom Tisch auf, betrat den edlen Kursalon, ging quer durch den majestätischen Raum durch und setzte sich entspannt am Klavier mit dem Gedanken seine Gefühlslage musikalisch umzusetzen. Seine Finger gleitet nahezu willkürlich über die Klappen. Die Klavierklänge erwachten ihn allmählich aus seinen Träumereien und füllten seine Seele mit Nostalgie. Auf einmal bemerkte er, dass sich aus seinen Improvisationen eine interessante Thematik entwickelte. Er ist aufmerksamer geworden und bemerkte überrascht, dass ein romantischer Walzer sich herauskristallisierte, eine leicht zu tanzende Melodie, eine Reihe romantischer Noten. Der Hauptthematik, welche ihm ursprünglich eher melancholisch schien, verleite er einen dynamischer Schluss mit überraschenden Harmonien. Nach einer halbe Stunde war das Stück fertig, die Partitur war aufgeschrieben, und er schrieb die Titelname auf das Blatt auf „Souvenir de Herkulesbad“. Er hat sich sofort in der Melodie verliebt und entschloss sich das Stück zu orchestrieren und dem breiten Publikum vorzuführen. Gleich bei der ersten Probe mit dem Orchester bekam der Walzer neue Nuancen und wurde durch die orchestrale Klangfülle verbessert. Bereits zwei Tage später fand die Prämiere des Walzers vor dem Publikum aus dem Kurort statt. Die künstlerische Emotion des Komponisten erfasste in wenigen Augenblicken die Zuhörerschaft. Es war ein großartiger Erfolg. … Die Gäste erfassten gefühlsvoll die Nachricht des Autors, welchen sie Minuten lang mit Beifall lobten und um die Wiederholung des Stücks mehrere Male baten.
Was folgte kann als Erfolgsgeschickte bezeichnet werden… Die 124-ste Komposition des Autors „Souvenir de Herkulesbad“ genannt, hatte eine völlig unerwarteten Erfolg und erweckte das Interesse von Musikliebenden aus aller Welt. Der Walzer wurde in Wien und Leipzig gespielt und hatte sogar in den USA und im entfernten Japan Erfolg. In der Provinz Nyíregyháza aus Ungarn wurde der Walzer als Eröffnungsmelodie zu jedem Ball gespielt, wobei er im Kurort im Cerna Tal nahezu zur Hymne des Orts wurde.
In ihrem Herzen die geliebte Melodie tragend, haben die Gäste des Heilbads den Ruhm des Walzers und des Kurorts in die ganze Welt getragen.
Der Verleger Kálmán Nádor, welcher den Walzer 1903 in Budapest veröffentlichte, schloss mehrere Verträge im Ausland ab, in Wien, Stockholm, Prag. Die Berühmtheit des Walzers erreicht auch den König von Spanien, Alfons XIII.. Dieser beauftragt den Autor die Musik für seine Hochzeit mit der schottischen Prinzessin Victoria Eugénie von Battenberg am 31, Mai 1906 zu komponieren. Als Zeichen der Anerkennung für die komponierte Musik als auch für seine gesamte Aktivität verleiht ihm der König Alfons XIII. den Spanischen Königlichen Orden „ Order of Military Merit, First Class“.
Zerkovits Béla aus Ungarn schreibt einen Text zum Walzer, dessen ersten Worte wie folgt lauten: „Schau mir in die Augen und sag mir, Liebes: liebst Du mich noch? „ …
Dennoch, das Gedicht von Zerkovits als auch viele andere, die noch in unterschiedlichen Sprachen gefolgt haben, haben sich nicht einem so großen Erfolg wie der der Melodie selbst erfreuen können. Es scheint, dass diejenigen, die diese Texte geschrieben haben, die Tatsache nicht verstanden haben, dass der großartige Erfolg des Walzers „Souvenir de Herkulesbad“ eben den angenehmen Gefühlen zu verdanken ist, welche der Komponist im bekannten Kurort im Cerna Tal erfüllt haben; ein Ort zu welchem er gefühlmäßig verbunden war. Die erlebten Gefühle wurden vom Autor bemerkenswert in einer Melodie umgesetzt, welche sich von einer großen Popularität beim Zielpublikum, die Gäste aus Herkulesbad, erfreute. Diese haben gleich bei der Prämiere den Walzer hochgelobt, weil seine romantische Melodie mit einer genialen Intuition die Gefühlslage der Touristen im berühmten Kurort im Cerna Tal widerspiegelte. Wahrscheinlich haben die Textschreiber diese Sache nicht richtig erfassen können, als sie erfolgslos versuchten die in der universellen Sprache der Musik dargestellte Nachricht des Autors in Worte zu fassen.
Im Jahr 1910 druckt der Nádor Kálmán Verlag aus Budapest die Partituren und verkauft diese über 10.000 Mal in aller Welt. Der Rhöder Verlag aus Leipzig erkannte das riesige Potenzial der Komposition und kaufte die Urheberrechte für Deutschland. Somit erschien die Partitur nacheinander auf English, Französisch, Schwedisch, Bulgarisch, Tschechisch, Italienisch. Und so begann die weltweite Odyssee dieses wahrhaftigen Schlagers am Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wurde vom Publikum geliebt und sofort mitgesummt.
Der berühmte italienische Komponist Giacomo Puccini, der sich im Jahr 1908 auf Tournee in Budapest befand, hat die Orchester gebeten, den Walzer zu spielen, wobei er das Stück, dessen bezaubernde Melodie ihm während eines Aufenthaltes in Venedig verzauberte, dirigierte.
Die Journalisten, die auch vom Erfolg der Komponisten verblüfft waren, haben den Autor gefragt: „Herr Pazeller, haben Sie das Gefühl gehabt, etwas großartiges zu komponieren, etwas, was Sie in aller Welt berühmt machen wird?“ – Die Antwort des Autors war ehrlich und sehr bestimmt: „Nein, Ich habe viele Walzer so schön wie dieser Komponiert und keiner hat sie bemerkt! Im Gegenzug war die Zuhörerschaft aus Herkulesbad sehr beeindruckt“ .
Und so hat der Kurort Herkulesbad, welcher bereits Ende des 19. Jh. Wegen seinen wunderlichen Thermalbädern, dem milden Klima mit besonderer Wirkung auf dem Wiederaufbau des Organismus, der besonders pittoresken Landschaft und nicht zuletzt wegen seinen hoch-modernen Kur und Badehäuser berühmt und oft aufgesucht war, den Walzer „Souvenir de Herkulesbad“ bekannt gemacht.
Ein neues Vorzeigeelement hat dazu verholfen, den Ruhm des bimillenaren Kurorts im Cerna Tal in aller Welt zu verbreiten, und dies gemeinsam mit seinem damaligen Symbol, den Walzer „Souvenir de Herkulesbad“.